Ein paar Tage weg

Einen Parkplatz suchen, möglichst nah am Haus, es ist ja viel zu schleppen, wieder einmal, obwohl wir uns immer vornehmen, nicht so viel mitzunehmen, uns zu beschränken, es sind doch nur ein paar Tage, dass wir weg sind, warum ist es wieder ein halber Umzug geworden?

Wir schauen in das vollgepackte Auto, Kisten stapeln sich, dazwischen Taschen, das Bettzeug, die Kühlbox mit dem Proviant. Das Dröhnen noch in den Ohren, von der langen, langen Autofahrt, wieder weg vom Meer, immer mehr landeinwärts, so vertraut die anfangs endlose Strecke ist, der erste Kreisel, die Tankstelle, die Lachsfabrik, das Sportcenter, die Esel auf der Weide auf der linken Seite, bevor es in die erste Kleinstadt geht, nun im Schritttempo, ein Nadelöhr, endlich die Umgehungsstrasse und Tempo, Tempo und immer weiter geht es südwärts, das Hügelgrab in der Ferne, irgendein lokaler Fürst war hier begraben, mit seinem Pferd. Einmal haben wir hier angehalten und eine Pause gemacht und erinnern uns nun jedes Mal daran, Jahr für Jahr. Wisst ihr noch? Wisst ihr das noch?

Frank Keil

Geboren und aufgewachsen in Hamburg an der Elbe. Seit Mitte der 1990er-Jahre ist er als freier Kulturjournalist und Autor unterwegs. Diverse Texte und Strecken für den ERNST; ausserdem Mitbetreiber der Plattform www.maennerwege.de. Aktuell schreibt er an seinem autofiktionalen Romanprojekt „Ich weiss nichts über meine Familie, suche sie aber trotzdem“, für den er 2022/23 einen Literaturpreis der Stadt Hamburg erhielt. Ausserdem Bahnfahrer, Frühaufsteher, Kleingärtner und Mettbrötchen-Fan.