Der vierundzwanzigste Oktober ist der Tag, an dem sich mein Leben verändern wird. An diesem Tag werde ich Winterthur verlassen und der Arbeit wegen nach Genf ziehen. Ich freue mich auf das Französisch, das mir, weil ich zweisprachig aufgewachsen bin, keine Mühe bereiten sollte, ich freue mich auf die Genfer, die nochmals ganz anders sein sollen als alle anderen Welschen. Ich bin gespannt auf die neue Stadt, die neue Kultur und die neuen Menschen, die ich kennenlernen werde. Aber ich bin auch wehmütig, wenn ich an all das denke, was ich hier zurücklasse. Die schönen Spaziergänge am Brühlberg mit meinem Jugendfreund, die ich so genossen habe. Die leckeren Dessertspezialitäten von La Romagnola, die mir die Pausen im Homeoffice versüsst haben. Und natürlich Nora, meine Nachbarin mit den grossen braunen Augen, die den Weihnachtsschmuck das ganze Jahr über hängen lässt. Unsere Nummer haben wir ausgetauscht, doch ob wir wirklich Kontakt halten werden, weiss ich nicht. Ich weiss nur, dass ich die Momente mit ihr im Treppenhaus schätze. Jeden Tag verabschiede ich mich nun von etwas, das mir lieb ist. Und das Besondere daran: Ich bin mir dessen bewusst. Sonst merke ich, dass ich etwas zum letzten Mal getan habe, oft erst im Nachhinein. Doch bei einem Umzug hat das Ende ein Datum. Bei mir ist es der vierundzwanzigste Oktober.
Martin verlässt Winterthur, demnächst.