Auf meinem Fensterbrett liegt ein Kieselstein.
Er liegt dort nicht einfach so.
Ich hab ihn diesen Sommer aus der Aare geholt. Der Fluss hat ziemlich Zug – und auf dem Grund liegen überall solche Steine.
Meine Freundin wohnt in Bern, und besuche ich sie im Sommer, gehen wir in der Aare schwimmen. Wir gehen rein und ich tauche ab. Ich lasse meinen Körper ganz knapp nur über den Grund gleiten und werde Teil der Strömung. Unter mir klackern die Kiesel. Das Licht tanzt. Schwer zu erklären – man muss es erlebt haben – aber das ist für mich vielleicht einer der schönsten Momente des ganzen Sommers.
Das grünweisse Wasser umhüllt mich, nichts trennt mich mehr von meiner Umgebung. Alles ist wie weichgezeichnet, selbst ich verliere meine Konturen, selbst die Zeit verliert ihrer Ränder.
Alles fliesst.
Ich bin Teil von allem.
Einfach ziehen lassen.
Jetzt, im Herbst, nehme ich den Kiesel manchmal vom Fensterbrett. Ich halte ihn kurz in der Hand und denke an diesen Sommer zurück.
Ich freu mich schon auf den nächsten.
Karim