Auf immer und ewig: Geschwister
Unsere längsten Beziehungen sind Geschwisterbeziehungen. Kaum sonst jemand begleitet uns so lange durchs Leben wie unsere Geschwister. Die Beziehungen mit ihnen prägen uns stark. Mit Niemandem streiten und versöhnen wir uns so oft. Geschwister sind gnadenlose Komplizen im Erleben aller Arten von Peinlichkeiten. In Fürsorge, Spiel und Streit bereiten sie sich gegenseitig auf das Leben vor. Davon erzählen die Geschwistergeschichten, die wir in Winterthurs und Burgdorfs Strassen sammelten.
Die Kummerpuppe (1971)
Die 56-jährige Erzählerin erinnert sich an ihre Schwester.
Hatte ich Kummer, sprach ich zu meinen Puppen. Ich stellte sie in Reih und Glied vor mir auf, meistens auf meinem kleinen Holztisch und begann zu erzählen.
Die Seeräuber (1989)
Der 32jährige Erzähler erinnert sich an seinen zwei Jahre jüngeren Bruder.
Der Wind wehte uns um die Ohren. Wasser klatsche uns ins Gesicht. Haushohe Wellen brachen über unseren Köpfen zusammen. Wenigstens in unserer Fantasie.
Di schö Steffi (in den Siebzigern)
Der 53jährige Erzähler erinnert sich an seine zwei Jahre jüngere Schwester.
Hübsch, seg si, d’Steffi. Das hend erä immer alli geseit. So schöni hoor heg si, d’Steffi. So schöni zäh heg si, d’Steffi. Und das lachä. Zum glüg bin i kei meitli xsi.
Gut Nacht, Abiel (2007)
Der 21-jährige Erzähler erinnert sich an seinen ein Jahr älteren Bruder.
Wir wuchsen in Adi Kulu auf, einem kleinen Dorf in Eritrea. 150 Menschen lebten vielleicht dort und wohl ebenso viele Tiere. Wir hatten ein grosses Haus.
Das kleine «k» (1987)
Der 38jährige Erzähler versucht sich an seine zwei Jahre jüngere Schwester zu erinnern.
Ich weiss nur noch wenig, wirklich. Ich, ich kann mich nur schlecht erinnern, wie das damals war. Meine jüngere Schwester und ich lebten irgendwie in getrennten Welten.
Das bessere Leben (1974)
Der 67jährige Erzähler erinnert sich an seine 13 Jahre jüngere Schwester.
Ich weiss es ja auch. Ich will meinen Eltern keinen Vorwurf machen, wirklich nicht. Ich weiss, es ging nicht anders: Wir Jungs musste einfach mitanpacken.
Eins, Zwei: Feuer (1945)
Der 80-jährige Erzähler erinnert sich an seinen drei Jahre älteren Bruder.
Eins, zwei: Feuer. Eins, zwei: Feuer. In unserer Freizeit spielten wir oft Krieg gegen die Deutschen. Mein Bruder und ich wuchsen während dem Zweiten Weltkrieg in New Plymouth auf, einer Stadt auf der Nordinsel Neuseelands.
So Typisch (1991)
Die 31 jährige Erzählerin erinnert sich an ihren Zwillingsbruder.
Immer wieder dasselbe: Stand ich da, kam Reto von hinten an, jauchzte, umklammerte mich mit seinen kräftigen Armen, um sich dann mit seinem ganzen Körpergewicht an mich dranzuhängen.