Wie die Welt in eine Wohnung passt

Wohnraum muss mit der Welt in Resonanz sein. Wohnraum ist auch eine Verbindung mit der Welt.

Ich habe Architektur studiert. In Zürich. Danach ging ich nach Winterthur. Mein Bruder lebte schon hier. Es war ein warmer Empfang: «Ah, schö, ihr chömed uf Winterthur?» So hatte ich das in Zürich nicht erlebt. Das klingt vielleicht nach einer Kleinigkeit, aber in dem Augenblick hat es grossen Wert. Es schafft eine Verbindung. Es war gleich sehr familiär.

Von unserem späteren Haus haben wir sozusagen auch ganz familiär über die Krippe erfahren. Mit dem Umzug gingen damals viele entscheidende Einschnitte einher. Unsere Tochter kam gerade zur Welt, ich wurde selbstständig. Das Haus war gleich mit all den grossen Neuerungen verbunden, mit diesem neuen Leben, dieser neuen Lebenswelt.

Aber der Wohnraum in den Zimmern war sehr klein. Die längste Wand hat fünf Meter. Das Achsmass zweieinhalb Meter. Wir hatten Möbel, die gar nicht reinpassten. Wir mussten alles neu einrichten. Wir haben uns sozusagen hineingebaut – wie in einen Campingwagen. Das ist nicht einfach. Man muss überlegen: Wie kann man im Kleinen etwas so machen, dass es sich gross anfühlt? Wie kann man die eigene Welt in den Wohnraum einpassen?

Wie er sich ins neue Leben hineingebaut hat, erzählt uns der 57-jährige Architekt Jean Marc.

Alexander Estis

Alexander ist Schriftsteller. Geboren 1986 in Moskau in einer jüdischen Künstlerfamilie, kam er 1996 nach Deutschland. Nach dem Studium lehrte er deutsche Sprache und Literatur an mehreren Universitäten. Seit 2016 lebt er in der Schweiz. Insgesamt hat Alexander Estis bislang sieben Bücher veröffentlicht, zuletzt den Prosaband »Fluchten« bei der edition mosaik. Für FAZ, NZZ, SZ, DIE ZEIT und andere Zeitungen schreibt Alexander Estis Kolumnen, Essays und Kommentare; seine Radiobeiträge sind regelmässig im Deutschlandfunk zu hören. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet; derzeit residiert er als Stadtschreiber in Dortmund.