Es war zwei Wochen vor dem Umzug, als ich während des Frühstücks – es war ein spontaner Einfall – einen Umriss unserer neuen Wohnung auf einem Blatt skizzierte. Ich wollte herausfinden, welche Möbel wir zügeln, welche wir dalassen sollten. Denn alle Möbel, die wir besassen, das war klar, würden nie und nimmer Platz in der neuen Wohnung mit der Dachschräge finden. So zeichnete ich auf dem Plan das Sofa und den Tisch ein, bat meinen Mann um seine Meinung. Der aber zeichnete auf meinem Plan keine Möbel, sondern Spaghetti ein. Er baute eine riesengrosse Geschichte um die Spaghetti, die beim Kochen runtergefallen und am Schuh kleben geblieben seien, sich so erst in der ganzen Wohnung, dann in der ganzen Stadt und schliesslich im ganzen Lande verteilt hätten. In seiner spontan erfundenen Geschichte gab es eine Eskalationsspirale, die mich stark an Mani Matters „Zündhölzli“ erinnerte. Alles wurde immer dramatischer. Am Schluss stand mein Mann zwischen Kaffee und Gipfeli auf dem Frühstückstisch und beschwörte in ausladenden Gesten den Weltuntergang. Natürlich mussten die Kinder und ich lachen. Uns gefiel seine Geschichte, wie uns seine Geschichten fast immer gefallen. Der Umzug ging dann auch ohne Plan recht gut. Doch die Kommode und der Tisch, die wir nicht hätten zu zügeln brauchen, weil sie in der neuen Wohnung ihren Platz nicht gefunden haben, müssen wir nach Feierabend endlich mal in den Keller hinuntertragen. Seit Monaten stehen sie nutzlos ineinander verkeilt im Arbeitszimmer und warten auf Erlösung.

Über ihren Mann und die Unmöglichkeit, mit ihm einen Umzug zu planen, berichtet die 48-jährige Susanne.