Ich wohne nicht direkt in Winterthur, sondern in der Nähe. Und tut mir leid, ich spreche nicht genug Deutsch, geht Englisch? Also: Wie ich mich hier auf dem Friedhof fühle? Ich habe einen Freund besucht. Ich komme mindestens einmal im Monat hierher, manchmal schaffe ich es auch alle zwei Wochen. Dann stehe ich an seinem Grab. Ich spreche ein Gebet für ihn, er ruhe in Frieden. Und ich rede mit ihm. Ich erzähle ihm, was alles Neues passiert ist; ich spreche über das, was wir zusammen erlebt haben, erinnere uns daran. Er war mein Kollege, und vor allem war er ein sehr naher Freund. Er ist mit fünfzig gestorben, an einem Herzinfarkt. Und nun ist er hier, ‹heimgekommen›, ja, da haben Sie schon recht, so kann man es sagen.
Wir alle, alle seine Freunde vermissen ihn und beklagen, dass er so früh gegangen ist. Zugleich wird mir immer wieder klar, wenn ich hier bin: Wir jagen den ganzen Tag dem Geld hinterher, dem Erfolg, mit so viel Druck, alles soll immer grösser und besser werden – und wenn ich dann hier stehe und es ist so ruhig, dann weiss ich wieder: Wir alle werden eines Tages sterben und diese Welt verlassen. Auch wenn das hoffentlich noch lange, lange dauert: Wir werden sterben. Also sollten wir etwas Gutes aus diesem Leben machen, sollten den anderen ein freundlicher, ein netter Mensch sein. Ich hoffe, er ist im Himmel, und vielleicht ist er das ja auch.
Und Dario geht, er hat die Schultern hochgezogen, die Hände in den Taschen. Er nimmt die schmale, geschwungene Strasse, auf der die Leichenwagen fahren, und geht nicht die Treppe hoch zu den schmiedeeisernen Toren.