Meine ersten Erinnerungen an mein Zuhause, wie lange ich da zurückdenken kann? Da muss ich nicht lange überlegen, da ist sofort eine deutliche Erinnerung, auch wenn ich nicht weiss, ob sie nicht verstärkt worden ist durch spätere Erzählungen meiner Familie. Also: Ich muss vier oder fünf gewesen sein, es gab bei uns im Dorf eine Rundstrasse um den Dorfkern herum. Das war kein abenteuerlicher Weg, ich kannte den gut, da bin ich viel spazieren gegangen, immer morgens, 200, 300 Meter, im Kreis.
Und eines Tages habe ich den Kreis erweitern wollen – und bin weitergegangen. Und weitergegangen und weitergegangen, irgendwelche Wege.
Von der Wanderung selbst weiss ich nichts mehr; ich weiss nicht, ob ich mich irgendwann hilflos fühlte, weil ich mich nicht mehr orientieren konnte, nichts, keine Erinnerung. Nur hat mein Vater damals die Feuerwehr alarmiert und alle Schulkinder (er war Lehrer), die auszogen, mich zu suchen. Wie ich dann von einem anderen Kind gefunden und angesprochen wurde, kriegte ich einen grossen Schrecken, weil ich dachte: Das zieht jetzt eine Strafe nach sich.
Und nun habe ich an das Folgende eine sehr klare Erinnerung, die von den anderen übrigens nicht geteilt wird: Als ich nach Hause gebracht wurde, gab es eine Buchstabennudelsuppe, und das war meine Lieblingssuppe! Also kein Streit, keine Strafe – sondern: Jetzt werde ich auch noch belohnt, für meine erste Wanderung von zu Hause weg, und das ist eine sehr, sehr positive Erinnerung an mein Zuhause.
Manchmal braucht es einen Schritt mehr. Das hat Matthias als Kind an jenem Tag für sich erkannt.