Habe ich zuvor meine Koffer gepackt, bin ich mit dem Zug nach Zürich Flughafen gefahren, habe ich das Flugzeug bestiegen und bin ich ans andere Ende der Welt geflogen, ja, dann bin ich – vielleicht –, wenn man mich an irgendeiner Hotelbar danach fragt, einen kurzen Augenblick lang: Winterthurerin. Nennt mich aber in der Schweiz irgendwer «Winterthurerin», korrigiere ich sofort. «Ich bin Bündnerin», sage ich. Ich sage es schnell, ohne zu überlegen und obwohl ich schon über dreissig Jahre in Winterthur lebe. Nein, ich bin keine Winterthurerin, noch immer nicht. Vielleicht bin ich Tössmerin. So ist Töss für mich mehr als ein Stadtteil von Winterthur, für mich ist Töss ein eigenständiges Dorf. Ich sage dann auch, wenn ich vom Gemüsemarkt zurückfahre, dass ich «ins Dorf» zurückfahre. Aber Winterthurerin, nein, das bin ich nicht, höchstens einen kurzen Augenblick lang, am anderen Ende der Welt, an irgendeiner Hotelbar.
Wann sie eine Winterthurerin ist, erzählt die 58-jährige Stefi nach dem Essen in der Beiz.