Meistens schon in Kemptthal, wenn wir an diesem Fabrikgebäude vorbeibrausen, das jetzt keine Fabrik mehr ist, nehme ich meine Jacke vom Haken. Ich stehe auf. Und trete ganz langsam in den Gang hinaus. Zwischen den Zugsabteilen drehe ich meine Jacke auf meine linke Schulter, fahre mit dem linken Arm in den linken Ärmel – den Arm strecke ich dabei in die Höhe, stehe darum kurz da, wie die Freiheitsstatue in Amerika dasteht –, dann fahre ich mit dem rechten Arm in den rechten Ärmel. Schliesslich schüttle ich die Jacke mit beiden Händen am Kragen aus. Und ziehe den Reissverschluss hoch. Ich tue das nicht in Zeitlupe, aber doch sehr bedacht. Ich setze das Anziehen der Jacke in Szene! Ziehe ich im Zug meine Jacke an, ziehe ich sie an, als stünde ich auf einer Bühne des Stadttheaters. Wenn ich gut drauf bin, mag ich das. Wenn ich gut drauf bin, mag ich die Blicke der anderen Fahrgäste auf mir. Die meisten schauen, aus Langeweile wahrscheinlich, von ihrem Handy hoch. Sie schauen mich an, als hätte ich gerade eben die grossen Schlusssätze von einem Shakespeare-Stück in den Zuschauerraum entlassen, als würde ich, wenn ich nun aus dem Zugabteil trete, von der Bühne gehen. Der Vorhang fällt.
Die Sache mit der Jacke: Ein junger Mann erzählt in der Wartehalle des Winterthurer Bahnhofs von einem kleinen Geheimnis.